EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Oberachern

Geschichte:

Die Burg wird 1521 als Wasserhaus, Lehen und frei genannt, dann 1559 als Wasserhäuschen. 1727 wird das Schloss noch genannt, 1745 an den Rösselwirt von Oberachern verkauft und 1822 abgebrochen.
Eine signethafte Zeichnung in Das Ampt und Vorst Oberkirch (1609) stellt rechts der Kirche einen hohen Baukörper dar, der die Burg meinen dürfte.
Erstmals ist um 1080 ein Ortsadel, die Herren von Achern, genannt; sie sind bis ins späte 14. Jh. belegt. Sie waren Lehensleute der Ebersteiner und der Markgrafen von Baden. Um 1500 verlagerte sich der Vogtssitz anscheinend in das nordwestlich gelegene (Nieder-) Achern. Die Situation am Schloss in Oberachern war seither durch häufige Besitzerwechsel charakterisiert: 1507 Michel von Botzheim, 1521 Wilhelm und sein Bruder Wolf von Botzheim, 1528 Gebhard von Neuenstein (benannt nach einer Burg im Renchtal) und 1545 Christoph von Schwabach. Von 1595-1607 ist Hans Christoph von Freispach genannt, von dessen Verwandten Grabsteine am Kirchturm eingemauert sind. Zwischen 1606 und 1655 gehörte das Schloss Philipp Ludwig Feyrer, 1655-1685 dann diversen Neuensteinern. Ihnen folgte im späten 17. Jh. Tobias Ernst von Schleiß (vgl. Berghaupten, Rathaus), dann seine Erben. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Wegen der fehlenden archäologischen Untersuchung sind keine Aussagen zur Bauentwicklung möglich.

Baubeschreibung:

In der älteren Literatur wird als Standort der Bereich des Gasthofes Rössle genannt. Durch eine Befragung mit nachfolgender Begehung am 7. Nov. 2021 wurde der ehemalige Standort des inzwischen abgebrochenen Gasthauses „Rössle“ lokalisiert (ehemals Oberacherner Str. 30). Es befand sich auf der Ostseite der Hauptstraße, direkt südlich der Antonius-Apotheke (Oberacherner Str. 28). Die Burg stand somit etwa 50 m südwestlich der Pfarrkirche St. Stephan.
Am Standort des ehem. Gasthauses befindet sich heute ein Parkplatz. Der ehemals dahinter (östlich) liegende Garten ist inzwischen eine Wiese. Es zeichnet sich ein leichter Geländeanstieg nach Osten ab. Das Gelände der Burg dürfte nach Norden, Süden und wohl auch nach Osten auf die benachbarten Grundstücke gereicht haben.
Es handelte sich um eine Niederungsburg im nahezu ebenen Gelände, deren Gräben leider völlig verfüllt sind. Sie dürften ehemals teilweise durch den Acherner Mühlbach, der im Westen längs der Hauptstraße verläuft, gespeist worden sein. Schneider 1984 (S. 179) gibt an: „eingeschlossen zwischen Mühlbach und Schlossbächel“. Das Schlossbächel ist heute offenbar eingedolt und überdeckt, jedenfalls im Ortsbild nicht mehr sichtbar. Es scheint aus dem höherliegenden Waldgebiet im Südosten gekommen zu sein.
Nach dem Abbruch 1822 blieb noch ein Keller mit der Jahreszahl 1794 erhalten. Falls diese Jahreszahl nicht falsch gelesen ist, so muss es sich um eine Jahreszahl – vielleicht von einem Umbau oder dem Einbau eines neuen Kellerzugangs - durch einen der Wirte des „Rössle“ gehandelt haben, die nicht mehr dem Schloss zuzuweisen wäre. Die SO-Ecke soll teilweise Buckelquader enthalten haben. Dieser Keller wurde 1973 (!) abgebrochen (Schneider 1984, S. 179).
Die in der Literatur (Das Land BW Bd. VI, S. 297) zu findende Behauptung, der Kirchturm mit seinen Buckelquaderecken sei ein Relikt der Burg, trifft nicht zu. Es handelt sich um den Turm einer gotischen Chorturmkirche, auf dessen Westseite noch der Chorbogen zu sehen ist. Innen weist der Turm noch ein Rippengewölbe mit gotischen Deckenmalereien (Symbole der vier Evangelisten) auf.
An der Südseite der Kirche sind außen am Turm mehrere Grabplatten der Verwandtschaft des Hans Christoph von Freispach angebracht. (Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Einige auf der Wiese aufgelesene Ziegelstücke sind nicht genauer datierbar. Sie könnten auch (wie eine beidseitig glasierte Randscherbe des 19. Jhs.) von der Gaststätte und der Nutzung des Gartens stammen. (Heiko Wagner)