Geschichte:
Die Neue Burg war eine Gründung der Herzöge von Sachsen. Sie wurde ab 1021 in Nachfolge der Hammaburg III errichtet. Die Datierung nach Adam von Bremen 1061 ist falsch. Bauherr war der sächsische Herzog Bernhard II. aus dem Hause der Billunger. Von ihn ging die Burg nach Bock 2018 aber nicht an seinen Sohn Otto, sondern an Graf Heinrich I., den Sohn einer Cousine der 1015 ausgestorbenen Hamburger Grafen. Schriftliche Zeugnisse gibt es für diese Vermutung nicht. Anfang des 12. Jahrhunderts starben die Grafen von Hamburg aus.
Es ist unklar, wann die Neue Burg an die Grafen von Schaumburg gekommen ist. 1111 wurden diese jedenfalls in das Hamburger Grafenamt eingesetzt. Da sie nach wie vor als Grafen von Schaumburg und nicht als Grafen von Holstein bezeichnet wurden, ist ihre Stellung und materielle Basis nördlich der Elbe aber unklar. Erst 1224 nannte sich Adolf IV. Graf von Holstein. Zwischenzeitlich gehörte Holstein von 1201 bis 1225/27 den Dänen, die 1203 Albrecht von Orlamünde eingesetzten hatten.
(Heiko Laß)
Bauentwicklung:
Die Neue Burg ist 1021-23 erbaut worden. Dendrodaten datieren das verwendete Holz auf 1021 und 1023. Zuerst wurde der Ostwall und dann parallel dazu der Westwall gebaut. Anschließend erfolgten Aufschüttungen. Am Westwall wurden 1031/32 Reparaturmaßnahmen vorgenommen. 1139 wurde die Burg aufgeben. Erst 1188 kam es im Auftrag des Schaumburger Grafen Adolf III. durch Wirad von Boizenburg zur Gründung der Hamburger Neustadt auf dem wüst gefallenen Wall. Dazu wurde der Burginnenbereich bis zur erhaltenen Wallkrone aufgefüllt.
(Heiko Laß)
Baubeschreibung:
Die Neue Burg lag auf einem Geländesporn im Bereich einer Flussschleife der Alster. Dieser Geländesporn in den Alstermarschen war nur im Westen über Land zugänglich. Die Burg erhob sich knapp über dem Gezeitenspiegel. So diente der Wall gleichzeitig dem Schutz vor Hochwasser der Alster und Elbe. Es handelt sich um eine des größten Ringwallanlagen Norddeutschlands.
Die Neue Burg hatte einen oval-dreieckigen Grundriss, der der Topografie angepasst war, mit einem Außendurchmesser von 171 Metern in Ostwestrichtung sowie 156 Metern in Nordsüdrichtung. Sie umschloss rund 0,78 Hektar. Der Wall hatte mindestens eine Höhe von 5,5 Metern und war vermutich mit Palisaden besetzt. Seine Basis maß ca. 36 Meter. Eingänge gab es im Norden und Osten.
Der Wallaufbau nahm auf die spezifische Lage der Burg im Hochwassergebiet Rücksicht und hatte einen besonderen Aufbau. Prinzipiell handelte sich um eine Holz-Erde Konstruktion, bei der zwei ineinander gestellte Wälle zu einem vereint wurden. Die Außenböschung war in zwei Zonen aufgeteilt. Der untere Bereich bis zu einer Höhe von 2,3 Metern hatte einen sehr flachern Böschungswinkel von nur 16 Grad und ähnelte eher einem Deich. Es folgte eine ca. 2,1 Meter breite umlaufende Berme. Man kann davon ausgehen, dass der Wall oberhalb von 2 Metern hochwassersicher war. Über dieser stieg der Wall dann mit 47 Grad an. Der Wall war an seiner Außenseite schichtweise mit abwechselnden Packungen von Klei, Sand und Grassodenlagen bedeckt. Während die Grassoden stabilisierend wirkten, wiesen die Kleischichten Wasser ab und die Sandschichten führten Wasser ab. So war eine effektive Entwässerung der Anlage, die im innen trocken blieb, gewährleistet. Oberhalb von zwei Metern war die Anlage vor Hochwasser sicher.
Der Wall war auf einer Reisiglage aufgeführt. Es folgte ein ca. 0,6 Metern hoher Rost von bis zu 2 Meter starken Erlen- und Birkenstämmen, die schichtweise in wechselnder Richtung verlegt und anschließend mit Grassoden abgedeckt worden waren. Auf diesem Fundament wurden zwei Wälle errichtet, jeder ca. 17,5 Meter breit und ca. 2,2 Meter hoch. Der äußere Wall bestand im Kern aus zwei bzw. an der Ostflanke drei Reihen von Holzkästen aus ca. 2. langen und ca. 0,30 m starken Stämmen in Blockbauweise bis auf Brusthöhe. Der innerer Wall bestand im Kern aus einem sehr kompakten Paket von eng an eng geschichteten Holzstämmen bis zu 2,5 Metern Höhe. Innen- und Außenseiten des hölzernen Wallkerns wurden durch Schüttungskeile vin Erlen- und Birkenstämmen im Wechsel mit Kleilagen abgestützt. Beide Wälle wurden durch Auffüllen des Zwischenraums und eine Kleiabdeckung abschließend zu einem Gesamtwall vereint und mit bis zu einem 1,10 Meter starken Paket aus Grassoden abgedeckt. Zur Stabilisierung wurden dazwischen Rundholzlagen eingebacht. Der Wallfuß erhielt im Innen einen abschließenden Absatz von Birkenstämmen, der durch senkrechte Eichenpfähle gehalten wurde, an den ein 2 Meter breiter Pflasterfuß anschloss. Ein Bohlenweg durchquerte die Anlage von Tor zu Tor.
(Heiko Laß)
Arch-Untersuchung/Funde:
Ausgrabungen der 50er und 60 er Jahre des 20. Jahrhunderts und Ausgrabungen des 21. Jahrhunderts haben Reste des Walles dokumentiert. Doch bereits bei Ausschachtungen zum Wiederaufbau der 1842 abgebrannten Nikolaikirche wurden erste Funde aus dem Mittelalter geborgen. 1954/54 stieß man auf hölzerene Wasserleitungen und Kulturüberresten. Es wurde pingsdorfartiger Keramik aus einer Feuerstelle gefunden, die man in das 11. Jahrhundert datierte.
Heiko Laß