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Bergedorf

Geschichte:

Burg Bergedorf ist entweder Anfang des 13. oder erst Anfang des 14. Jahrhunderts durch die Landesherrschaft errichtet worden. Gesichert ist, dass Albrecht von Orlamünde als dänischer Statthalter 1208 die nahegelegene Bille für eine Mühle aufstauen ließ. Man vermutet daher, dass damals auch eine erste Befestigungsanlage errichtet wurde. Ob in Bergedorf bereits vor der Dänischen Herrschaft 1201-27 eine Burg bestand, ist unbekannt. 1212 wird Bergedorf erstmals urkundlich erwähnt und 1224 wurde in Bergedorf beurkundet. 1227 gelangte Bergedorf an das Herzogtum Sachsen und erhielt durch Herzog Johann von Sachsen das Stadtrecht. Bei der Teilung des Herzogtums 1296 kam Bergedorf an den Lauenburger Landesteil. Weitere Teilungen führten schließlich 1322 auch zu einer Sachsen-Lauenburger Teillinie mit Hauptsitz in Bergedorf. Unsicherheiten in der territorialen Zugehörigkeit entstehen durch die häufigen Verpfändungen Bergedorfs durch die verschiedenen Herzöge untereinander. 1370 wurde Bergedorf an Lübeck verpfändet, der Herzog behielt jedoch zu Lebzeiten Einkünfte und Wohnrecht. Nach Aussterben der Bergedorfer Linie 1356/1401 zogen die herzoglichen Erben Bergedorf dann ohne Auslösung ein, überrumpelten 1401 den Lübecker Schlosshauptmann, und Lübeck musste im selben Jahr auf Bergedorf verzichten.
Im Rahmen einer offenen Fehde eroberter Lübeck zusammen mit Hamburg Bergedorf 1420 zurück. Bis 1867 gehörte Bergedorf Lübeck und Hamburg gemeinsam. In der Verwaltung wechselten sich die Städte dabei ab. Von 1806/11 bis 1813/14 gehörte Bergedorf kurzfristig zum Kaiserreich Frankreich. Seit 1868 gehört Schloss Bergdorf der Stadt Hamburg. (Heiko Laß)

Bauentwicklung:

Die Gestalt von Schloss Bergedorf vor der Eroberung und Zerstörung durch Hamburg und Lübeck 1420 ist unbekannt. Es handelte sich um eine Wasserburg, deren Vollendung im Allgemeinen vor 1224 datiert wird. Jedoch gibt es vor dem 14. Jahrhundert keinen konkreten Beleg für eine Burg in Bergedorf, sodass auch eine Erbauung erst 1330 gut möglich ist, nachdem der Lauenburger Herzog seine Residenz Mölln verloren hatte. Diese Burg wurde 1420 im Zuge der Eroberung schwer beschädigt.
Der Wiederaufbau bzw. Neubau nach 1420 erfolgte in Etappen und zog sich bis weit in das 17. Jahrhundert hin. Zuerst wurden die Verteidigungsanlagen gesichert. 1467 lassen sich Bauarbeiten nachweisen. Vermutlich entstand 1467-1469 der Ostflügel des Schlosses, das so genannte Adelshaus, zusammen mit einem Rundturm an der Nordwestecke. Das Schloss lag hinter Wällen, auf die 1474 für „Bombarden" so genannte „Bussenghats" (Geschützstände) gebaut wurden. Bis 1539 erhielt dieser Wall insgesamt drei Türme. 1512-14 wurde an der Nordwestecke der Burg ein Geschützturm erbaut, der so genannte Zwinger. Der Ausbau der Burg zur Festung war teuer und 1571 diskutierten die Städte Hamburg und Lübeck, ob Bergedorf nicht entfestigt werden solle. Die Kosten seien enorm und eine Sicherung des Gebiets dennoch nicht gewährleistet. Lübeck schlug vor, die Burg lediglich auf dem Stand eines „verwahrten Edelmannshof" zu erhalten. Diesem Vorschlag wurde nicht gefolgt. Doch war die Burg zeitweilig recht baufällig. 1589/90 kam es zur Errichtung eines neuen Ostflügels, der „Langes Haus" genannt wurde. Dieser steht noch heute und ist der älteste erhaltene Gebäudeteil des Schlosses. 1593 folgte ein neuer Nordflügel. 1609 wurde eine neue Zugbrücke über den Graben geschlagen. 1610 legte man den alten Westflügel nieder und ließ einen Neubau aufführen. Auch dieser Flügel steht noch heute. 1616 kam es zum Bau eines Pforthauses am Zugangsweg von Süden her (das Gebäude stand auf dem Grundstück des heutigen Gemeindehauses). Die offene Südseite der Anlage war mit einer Mauer geschlossen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss nicht besetzt oder erobert.
Erst 1661 wurde an der Südseite ein Verbindungbau aus Fachwerk eingefügt. Auch dieser hat sich erhalten. Einer Belagerung 1686 konnte das Schloss nicht standhalten und wurde bei der Erstürmung übergeben. Im 18. Jahrhundert hatte Bergedorf keine strategische Bedeutung mehr. Ab 1770 wurden die Geschütze veräußert, ab 1784 die Handwaffen und ab 1805 erfolgte mit Schleifung der Wälle die Entfestigung. 1816 stürzte der Nordwestturm (Zwinger) ein, da die französische Besatzung die Eisenanker, die ihn zusammenhielten, herausgebrochen hatte. Er war bereits 1794 in bedenklichem Zustand gewesen.
Das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert gestaltete das Schloss zu einem repräsentativen Amtssitz um. Vor den Ostflügel kam 1885/86 eine neue Freitreppe zum Hof. Das Pforthaus wurde 1890 abgebrochen. Von 1897 bis 1901 legte man den Nordflügel sowie den nördlichen Teil des Westflügels mit Tor nieder und erbaute einen Neubau mit Turm an der Nordwestecke neben dem neuen Tor. Architekt war Franz Andrea Meyer, ein Schüler Conrad Wilhelm Hases. Erst 1939 entfernte man den bisher die Silhouette prägende Dachreiter auf dem Westflügel. 1952 erfolgte die Instandsetzung des Sockelmauerwerks am westlichen Außenbau. (Heiko Laß)

Baubeschreibung:

Das Schloss heute zeigt kaum mehr Baureste der spätmittelalterlichen Burg sondern präsentiert sich als historistisches Ensemble des frühen 20. Jahrhunderts mit frühneuzeitlichen Gebäudeteilen. Es handelt sich um eine annähernd quadratische geschlossene Vierflügelanlage von ca. 30 auf 30 Meter Außenmaßen hinter einem Wassergraben. Den zweigeschossigen Backsteinbau über außen hohen Sockelgeschlossen mit Satteldächern schmücken Ziergiebel und Zwerchhäuser. An der Nordwestecke neben dem Eingangstor steht ein Rundturm von drei Geschossen. Er stammt wie Tor und Nordflügel von der Wende zum 20. Jahrhundert und ist in Form der Neugotik errichtet. Die Tordurchfahrt von 1888 präsentiert heute die Wappen des Lübecker Amtmann Hinrich Pasche (1608-14). Im unteren Teil des Südgiebels befindet sich eine Steintafel mit der Inschrift: CONCORDIA REA PARVAE / CRESCUNT DISCODIA / MAGNAE DILABVNTVR ANNO 1610.
Das Aussehen der Burg im 14. Jahrhundert ist unbekannt. Unsere Kenntnis über die beiderstädtische Anlage des 15./16. Jahrhunderts ist jedoch relativ gut. Ältester Bauteil ist der Ostflügel. Er zeigt an der Außenfront zum Graben noch altes Ziegelmauerwerk mit Sandsteinbändern. Hier erkennt man nach ursprüngliche, schmale, rundbogige Kellerfenster. Die alte Kelleranlage besteht aus zwei parallel verlaufenden Tonnen. In den Fundamenten sind Reste des Vorgängerbaus von 1467/69. Sein Treppengiebel wurde erneuert – der Südgiebel war bis 1840 geschweift. Der Erker an Südseite mit neugotischen Fenstern geht auf die alte Anlage zurück. Die Hoffront mit Treppenanlage ist jedoch neu. Ehemals befand sich im Nordflügel die Schlosskapelle. Der Westflügel zeigt im Südteil noch das ursprüngliche klosterformatige Mauerwerk mit Sandsteinbändern. Der Treppengiebel stammt von 1877 und war vorher ebenfalls geschweift. Der Nordteil mit Tordurchfahrt stammt von 1898. Der heutige Südflügel von Fachwerk zeigt an der Hofseite ein vorkragendes Obergeschoss mit profilierten Balkenköpfen und ist nahezu unverändert erhalten. An der Wallseite ist das Fachwerk nur noch im Obergeschoss erhalten.
Die Nordwestecke sicherte ein Geschützturm von 1512-14. Der dreigeschossige Bau mit spitzem Kegeldach hatte bis zur Traufe eine Höhe von ca. 13 Metern und einen Außendurchmesser von ca. 17,30 Metern. Seine Mauerstärke maß unten 4,60 Meter und oben 2,57 Meter. Er ruhte auf einem Eichenrost über Eichenpfählen und Findlingssteinen. Um das Schloss herum befand sich an der der West, Süd- und Ostseite ein Außenwall, der mit drei Türmen gesichert war. Auch die Nordseite war zusätzlich geschützt. 1614 standen auf dem „langem Wall“ 15 Kanonen und auf dem „kurzem Wall“ vier Kanonen. Im „Woltgreventurm“ und im „Blockhaus“ standen fünf Kanonen. Auf dem neuen Wall gab es vier weitere. Hinzu kamen zahlreiche Scherpentiner und Hunderte von Handfeuerwaffen wie Hakenbüchsen (97), Musketen (118), ferner 80 Harnische. Für Kanonen und Scherpentiner lagen 1535 eiserne Kugeln, 278 Steinkugeln, 224 Bleikugeln und 72 Schlangenkugeln bereit.
(Heiko Laß)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Burggraben wurde Keramik aus der ersten Hälfe des 14. Jahrhunderts gefunden.
(Heiko Laß)