Geschichte:
Die Horeburg bzw. das spätere Schloss und Festung Harburg war immer in landesherrlichem Besitz. Sie bestand wohl bereits 1133/37 und wird erstmals 1140 eindeutig genannt. Bauherren waren wohl die Grafen von Stade. Nach deren Aussterben 1144 wechselte Harburg bis 1257 oft den Besitzer und wurde mehrfach verpfändet. Vor allem war die Burg zwischen dem Bremer Erzbischof und dem sächsischen Herzog umstritten. Ab 1226 blieb die Burg aber prinzipiell im Eigentum der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg. Aber noch 1236 verpflichtete sich Herzog Otto gegenüber dem Bremer Erzbischof, die Horeburg zu schleifen und erst 1257 kann es zum Ausgleich.
Aufgrund einer verlorenen Fehde gelangte Harburg mit der Horeburg 1397 unter die Pfandherrschaft der Stadt Hamburg und nach 1403 von dieser an die Stadt Lüneburg. Erst 1514 konnten die Herzöge Harburg wieder einlösen.
Von 1527 bis 1642 gehörte Harburg einer Braunschweig-Lüneburgischen Nebenlinie und war Residenz des Fürstentums Harburg. Danach gelangte Harburg im Erbgang an das Braunschweig-Lüneburgische Fürstentum Celle und 1705 an das Kurfürstentum Braunschweig und Lüneburg (Kurhannover). Im Zuge der napoleonischen Kriege konnten die Welfen faktisch zwischen 1803 und 1814 nicht über Harburg verfügen. 1806-1807 gehörte Harburg zu Preußen, 1811-14 zum Kaiserreich Frankreich. Danach war es Bestandteil des Königreichs Hannover bis 1866 und gelangte dann an Preußen. Seit 1937 gehört Harburg zu Hamburg. Festung und Schlossreste gelangten im Laufe des 19. Jahrhunderts in privaten Besitz bzw. wurden zu Hafenanlagen umgebaut. Ende des Jahrhunderts erwarb der Werftbesitzer Reinhold Holtz sukzessive das gesamte Gelände.
(Heiko Laß)
Bauentwicklung:
Die frühe Bauentwicklung der Horeburg ist weitgehend unbekannt, ebenso ihr Gründungsdatum. Archäologische Untersuchungen lassen das späte 10. / frühe 11. Jh. vermuten. In der Burg konnten mehrere Brandhorizonte aus dem 12. und 13. Jahrhundert nachgewiesen werden. Dieser Befund deckt sich mit der historischen Überlieferung. Die Burg wechselte zwischen 1144 und 1236 zehnmal den Besitzer, war meist mit Eroberung und Zerstörung einherging. 1166/67 wurde sie vergeblich durch Heinrich den Löwen belagert. 1208 ist eine Befestigung durch König Waldemar überliefert. Eventuell wurde damals ein Turm errichtet. Inwieweit die Horeburg aufgrund des Vertrags von 1236 zerstört wurde, ist unbekannt. 1253 wurde sie für Herzog Albrecht I. zu Braunschweig und Lüneburg wieder aufgebaut. Die Braunschweiger-Lüneburger Herzöge ließen wohl ein erstes Steingebäude auf der Horeburg errichten, erneuerten und erweiterten die Burg.
Es ist unklar, inwieweit die Horeburg bei der Belagerung durch die Stadt Hamburg 1396 zerstört wurde. Jedenfalls werden Beschädigungen an einem Großen Turm und Gebäuden genannt. Ob bereits die Hamburger in der Horeburg als Bauherrn tätig wurden oder erst die Lüneburg, ist unbekannt. 1417 wird erstmals ein Steinwerk erwähnt. Ab 1440 sind umfangreiche Baumaßnahmen belegt, so für ein Steinwerk und einen Turm. Das heute noch in Resten erhaltene Steingebäude ist wohl spätestens dieser Baumaßnahme zuzurechnen. Ein eingewölbter Keller ist spätestens für 1470 nachgewiesen. 1473 kam eine innere Mauer hinzu. Im 15. Jh. bestand die Burg aus einer Vorburg und einer Hauptburg. Diese war mit zwei Gräben und dazwischen liegendem Wall sowie der Mauer von 1473 befestigt. Im Burgbezirk gab es ein großes und ein kleines Steingebäude sowie einen Turm. Des Weiteren war eine Reihe von Wirtschaftsgebäuden wie Backhaus, Brauhaus und Stallungen vorhanden.
Als die Horeburg 1527 zur Residenz wurde, begannen die Herzöge mit einer regen Bautätigkeit. An das Steinhaus wurde ein Treppenturm angefügt. 1563 kam unter Otto II. auf das Steinhaus ein Zinnenkranz sowie ein Kupferdach. 1577 - 1587 wurde für ihn ein zusätzlicher Renaissancebau an das Steinhaus angefügt. Am Ostende lag eine neue Schlosskapelle. Ein dritter Flügel kam unter dem letztem Herzog Johann Wilhelm 1620/21 hinzu. Im Rahmen dieser Baumaßnahen wurden Wall und Graben aus der runden Form in eine rechteckige überführt und um einen Wall eine starke Mauer gebaut.
1642 starb die Harburger Linie aus und 1644-60 wurde das Schloss zur bastionierten Festung umgewandelt. Dazu wurde der innere Graben verschüttet und die Insel in die Form eines gleichseitigen Fünfecks gebracht. Der bisherige äußere Graben wurde zum Inneren und stark verbreitert. Für einen neuen sternförmigen Außenwall mit Außengraben wurden Teile der angrenzenden Stadt Harburg einschließlich der Pfarrkirche niedergelegt. 1689-91 entstand für die gelegentlichen Aufenthalte des Herzogs ein so genanntes Ablagehaus. Bereits 1755 wurden Teile der Anlage geschleift und im Siebenjährigen Krieg erhielt die Festung 1757 schwere Beschädigungen. Sie wurde in vereinfachter Form wieder hergestellt, aber bereits 1785 teilweise geschleift. Unter den Franzosen wurde die Festung jedoch noch einmal 1813/14 als Fort reaktiviert. In diesen Jahren brannte der Flügel mit der Schlosskapelle vollständig nieder.
1845-49 wurden die Festungsgräben zu Hafenanlagen umgestaltet und die Festungswälle endgültig 1866 abgetragen. Das Steinhaus wurde 1870-20 für Amtsverwaltung und Amtsgefängnis ungenutzt und dabei das drittes Geschoss entfernt und die Geschossdecken erneuert sowie neue Fensteröffnungen eingebrochen. Auch die Gewölbe im Keller wurden größtenteils abgebrochen. 1900 kauft Werftbesitzer Reinhold Holtz das gesamte Gelände auf und ließ das Hauptgebäude zum Arbeiterwohnflügel umgestalten. Dabei wurde der Bau weitgehend entkernt und die Außenmauern ausgedünnt sowie ein viertes Geschoss aufgesetzt. Das frühneuzeitliche Ablagerhaus wurde zum Wohnhaus für Holtz und seine Familie. 1972 erfolgte sein Abriss.
(Heiko Laß)
Baubeschreibung:
Die Horeburg erhob sich ursprünglich auf einer Sandinsel in der Elbmarsch gelegen in der Süderelbe inmitten unpassierbarer Sümpfe. Nach den wenigen Grabungen, die unternommen wurden, handelte es sich entweder um einen Ringwall oder einen Turmhügel von 66 m Durchmesser. Im randlichen Bereich der Burg wurden Überreste zweier niedergebrannter Palisadenbefestigungen erfasst, die an der inneren Seite des Burggrabens standen. Spätestens Ende des 13. Jahrhunderts kam ein zweiter parallel verlaufender Graben hinzu mit einem weiteren Wall zwischen den Gräben. Hinter den Wällen erhoben sich ein großes und ein kleines Steingebäude sowie ein Turm. Seit 1473 war die Burg zusätzlich mit einer Mauer befestigt. Die Front dieser inneren Befestigung bestand aus Feldsteinen mit zwei Lagen Ziegelmauerwerk dahinter. Die Gesamtbreite der Mauer betrug 3 m. Eine Zugbrücke vermittelte zur Vorburg.
Nach Landesteilung wurde Harburg 1527 Residenz und wurde modernisiert und es entstanden drei Schlossflügel, wobei das Steinhaus des 15. Jahrhunderts als Westflügel integriert wurde. Dieses Steinhaus hat sich in Resten erhalten. Keller und Außenwände bis in den dritten Stock stammen teils noch aus dieser Zeit, auch wenn das heutige Äußere kaum noch den alten Wohnturm erahnen lässt. Im südlichen Teil sind noch Kellergewölbe des 15. Jahrhunderts mit ziegelbreiten Bandrippen erhalten. Die heutige Schlupfpforte in der Südmauer nahe der Südwestecke ist sekundär eingebrochen worden. Zwar stammen Ziegel und Mörtel des Steinhauses aus Lüneburg. Das muss aber nicht zwingend für eine Lüneburger Bauherrnschaft sprechen – auch das Bergedorfer Schloss wurde im 16. Jahrhundert unter Verwendung von Kalk aus Lüneburg erbaut.
(Heiko Laß)