EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Schauenstein

Geschichte:

Um 1175/80 erscheint erstmals ein "Poppo de Sowenstaine" in einer Urkunde des Erchenbert, Bgf. v. Gars. 1275 ist Hadmar II. v. Sonnberg, ein naher Verwandter der Kuenringer, im Besitz der Burg. 1282 erscheint "Otto v. Schauenstein", den Pongratz als Begründer der Schauensteiner Linie der Hrn. v. Sonnberg anführt. 1380 belehnt Hzg. Albrecht III. die Brüder Vinzenz und Kraft d. J. v. Sonnberg mit der Hft. Schauenstein. Ab dem beginnenden 15. Jh. sind die Hrn. v. Rohr im Besitz der Burg. 1411 verleiht Hzg. Albrecht IV. dem Matthias v. Rohr zwei Teile der Burg. Die Hrn. v. Rohr verkaufen 1430 an Leopold v. Krayg. Ab 1446 im Besitz der Schad zu Lengenfeld, ab 1467 im Besitz Ulrichs v. Grafenegg. Nach der Parteinahme des Grafeneggers für den Ungarnkönig Matthias Corvinus verleiht der Kaiser die Burg den Haidlbergern, die sie kurzfristig an die Hrn. v. Lappitz verkaufen. Da die Burg noch immer in ungarntreuer Hand ist, lässt K. Friedrich III. sie schließlich mit großem Aufwand erobern. In der Folge bleibt die Burg landesfürstlich und wird von Pflegern verwaltet. Nach neuerlicher Besitzergreifung durch die ungarische Partei muss der Kaiser die Burg 1491 auslösen. Nach 1500 ist die Burg im Besitz des Johann v. Lamberg, danach gelangt sie an Rudolf v. Hohenfeld und um 1553 an Jakob Landsiedl. Die beiden letzteren führen umfassende Bauarbeiten an der Burg durch. 1622 gelangt die Hft. an Jakob Kueffstein, der sie mit Greillenstein vereinigt. Im Besitz der Fam. Kuefstein ist die Burg noch heute. Die wahrscheinlich nicht mehr sonderlich instand gehaltene Burg wird 1645/46 von schwedischen Truppen zumindest tlw. zerstört. Vischer zeichnet die Burg 1672 bereits in ruinösem Zustand. Ein in den letzten Jahren gegründeter Verein zur Erhaltung der Ruine Schauenstein bemüht sich, den erhaltenen Bestand zu sichern und für Besucher zugänglich zu machen. (G.R.)

Bauentwicklung:

Die ältesten erhaltenen Bauteile gehören eigenartiger Weise dem ehem. Palas an. Vom urspr. hallenartigen Bau, der in der Mitte der SW-Front situiert war, sind nur noch die beiden Stirnseiten erhalten. Sie zeigen ein kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk mit bedingter Lagigkeit und opus spicatum-artigen Einschüben, das m.V. der Zeit der Erstnennung um 1180 zuweisbar ist.
Der Palas wurde in einen umfassenden Neubau, zu dem der erhaltene Bering gehört, integriert. Seine Mauern überwinden das Gelände mit deutlichen Abwinkelungen. Die Mauerstärke beträgt durchschnittlich zwischen 1,00 m und 1,50 m, lediglich an der nordwestl. Zugangsseite mit der Torflanke ist sie auf rund 2,20 m erhöht. Das Mauerwerk besteht zumeist aus großformatigen Gneisbruchsteinen und zeigt sich z.T. lagig, überwiegend jedoch lagerhaft. Die stark vom Material abhängige Bandbreite des Mauerwerks ließe Datierungen zwischen dem späten 12. Jh. und der 1. H. d. 13. Jhs. zu, da jedoch keine konkreten baulichen Zäsuren (etwa vom Integrieren älterer Bauteile) zu beobachten sind, ist eher an eine Errichtung ab dem frühen 13. Jh. in Betracht zu ziehen.
Erst sekundär wurde in den Winkel der Torflanke der mächtige Bergfried gestellt, der mit Seitenlängen von 9,45 m und einer Höhe von fast 30,00 m gewohnte Normen deutlich überschreitet. Die unteren Geschoße, die abweichend vom 5-eck. Grundriß quadratische Innenräume besitzen, sind älter und wegen des lagerhaften Bruchsteinmauerwerks, das z.T. einen gut erhaltenen Kellenstrich zeigt, noch der 1. H. d. 13. Jhs. zuzuweisen. Durch den Wechsel zu 5-eck. Innenräumen, zu Kompartimentmauerwerk sowie zu größeren Fensternischen mit Sitzbänken ist für die oberen Geschoße, die auch einen umlaufenden hölzernen Wehrgang trugen, eine Errichtung im späten 13. Jh. anzunehmen.
Östl. des alten Palas entstand in einer Bauphase des 13. Jhs. eine kleine Kapelle. Der Sakralraum, der früher vom Palas aus zu betreten war, lag im Obergeschoß und besaß an der O-Seite eine kleine Rundapsis, deren Reste trotz späterer Umbauten zum Torturm erhalten sind.
Ab etwa 1300, bzw. ab dem frühen 14. Jh. erfolgte ein verdichtender Ausbau, bei dem der alte Palas in einen vergrößerten und mehrräumigen Wohnbau umgestaltet wurde. In einem der Räume war eine beheizbare Stube eingebaut, die sich anhand der Negativstrukturen im Mörtel gut nachvollziehen lässt. An der S-Seite, anschließend an die Kapelle, entstand ein weiterer Wohnbau, dessen Außenmauern bereits in die Tiefe gestürzt sind. Die Hofmauer zeigt jedoch mehrere bemerkenswerte Befunde (Kaminanlage, verschließbare Fenster in mehreren Ebenen), die auf die Existenz einer weiteren Stube weisen. Der Wohnbau schloss sekundär an einen älteren, an der östl. Talseite situierten Baukörper, von dem nur noch Teile der Fundamente erhalten sind bzw. freigelegt wurden.
Während des 15. und 16. Jhs. wurden die letzten Baulücken an der Ringmauer geschlossen, lediglich zum Bergfried wurde ein gewisser „Respektabstand“ eingehalten. Ganz im W entstand ein kleiner Küchenbau, die gerade NO-Front des Berings gestattete in der 1. H. d. 16. Jhs. die Errichtung einer mehrräumigen Gebäudesituation, die ein älteres, spätmittelalterliches Gebäude integrierte und an der Hofseite mit einem Wendeltreppenturm ausgestattet war. Im 15. Jh. wurde der Zugang vom NW an die S-Seite verlegt. Die neue Toranlage durchbrach den Bering unterhalb der alten Kapelle, die somit Teil der Toranlage bzw. des Torbaus wurde. Dieser Bereich, der den Schnittpunkt zwischen den beiden Wohnbauten bildete, wurde bis in das 16. Jh. wiederholt umgebaut und bildet wegen seiner komplexen Bauabfolge eine Herausforderung für den Bauforscher.
Ab dem 14. Jh. kam es zur Errichtung peripherer Anlagen, zu denen zunächst der Zwinger im NW der Kernburg zu zählen ist. Er war verm. Teil einer älteren Zwingeranlage, die sich auch um die SW-Front der Kernburg schmiegte und wohl im Zug der Verlegung des Zugangs tlw. aufgegeben bzw. umgestaltet wurde. Mit dem neuen Zugang an der S-Seite entstand verm. auch die große Vorburg auf einer Terrasse des SW-Hanges, die neben einem äußeren Tor auch mehrere Gebäude wirtschaftlicher Funktion umfasste. (G.R.)

Baubeschreibung:

Das Burggelände wird durch 2 ungewöhnlich tiefe und mächtige Grabenvorlagen vom Anstieg zum Buchberg und vom mäßig überhöhenden Vorgelände mit dem ehem. Meierhof getrennt. Die Kernburg präsentiert sich als stark gegliederte, mehrphasige Anlage, die durch den hochmittelalterlichen Beringverlauf geprägt wird. Innerhalb des Berings, der ein gestrecktes Polygon von ca. 55 m Länge und 30 m Breite bildet, liegen randständige Gebäude, die im Zug späterer Erweiterungen den im SW gelegenen ehem. Palas und weitere, zunächst isolierte Gebäude des späten Mittelalters integrierten. Zuletzt war eine nahezu durchgehende, dem Bering folgende Bebauung vorhanden. An der schildmauerartig ausgebildeten W-Front erhebt sich der mächtige 5-eckige Bergfried, der seine urspr. isolierte Stellung behielt und das stark zurückgezogene Flankentor an der NW-Ecke dominiert. Im NW und SW schließen sich ein Zwinger bzw. eine Vorburg an. (G.R.)