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Mürlenbach, Bertradaburg

Geschichte:

Die baulichen Anfänge der Bertradaburg über dem Eifelort Mürlenbach reichen bis in das ausgehende 13. Jahrhundert zurück. Der Datierungansatz stützt sich auf Beo-bachtungen zur Baugestalt sowie zu den architektonischen Einzelformen der Kernburg. In den Schriftquellen ist erstmals 1331 von der Burg Mürlenbach die Rede. In diesem Jahr ernennt der Abt von Prüm mit ausdrücklicher Zustimmung des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg (reg. 1307-1354) Matthias von Gunnenbrecht zum Burggrafen. Vier Jahre später erlangt das Erzstift Trier das Öffnungsrecht an der Burg Mürlenbach und 1337 wird Gerhard von Hamm als Burggraf bzw. Amtmann zu Mürlenbach erwähnt. Die Gründung der Burg Mürlenbach durch die Abtei Prüm an der Wende des 13. zum 14. Jahrhundert diente zur Stabilisierung der Herrschaftsrechte des Eifelklosters im Kylltal, nachdem die Landeshoheit über die benachbarte Burg und Herrschaft Densborn an die Grafen bzw. späteren Herzöge von Luxemburg übergegangen waren. Seit dem 18. Jahrhundert findet sich für die Burg Mürlenbach immer wieder die volkstümliche Bezeichnung "Bertradaburg". Angeblich diente die Burg Bertrada, der Stifterin des Klosters Prüm und der Mutter Bertas, der Mutter Karls des Großen als Wohnsitz. Tatsächlich setzten die Schriftquellen erst 1068 ein. In diesem Jahr wird in der Überlieferung des Klosters Prüm der Ort Mürlenbach erwähnt, der ursprünglich zur Villikation Birresborn gehörte. Mürlenbach gelangte erst Ende des 13. Jahrhunderts durch den Bau der Burg zur Bedeutung, deren Besitzrechte zwischen Prüm und dem Erzstift Trier umstritten waren. 1511 kam es zwischen beiden Parteien zu einem bewaffneten Konflikt, den Abt Robert von Virneburg (1476-1513) zu seinen Gunsten entscheiden konnte. 1513 standen abermals kurtrierische Truppen vor Burg Mürlenbach. Wilhelm Graf von Manderscheid, der 1519 zum Abt von Prüm gewählt wurde, konnte sie abwehren und ließ die fortifikatorischen Anlagen der Burg ausbauen. 1576 gelangte die Burg Mürlenbach endgültig unter die Oberhoheit des Erzstifts Trier und wurde dem Kurstaat als Amtssitz einverleibt. Erzbischof Johann VII. von Schönburg (reg. 1581-1599) ließ die Burg ausbauen und die mächtigen Rondelle errichten. Im 17. Jahrhundert verlor Mürlenbach an Bedeutung und 1683 ist lediglich von der "verfallenen" Burg die Rede. Ungeachtet dessen müssen Teile der Anlage bewohnbar gewesen sein, da sie bis zum Ende des Trierer Kurstaats als Pachtgut dienten. 1825 erwarb der Aachener Landgerichtsrat Veling die Burg und in den 1870er Jahren gingen Teile der Anlage in das Eigentum des Brauereibesitzers Kersten über, der in der Ruine des Saalbaus ein Brauhaus einrichtete, das bis 1938 Bestand hatte. Seit 1889 gehört das östliche Drittel der Burg mit dem monumentalen Torbau dem Staat. Heute befindet sich dieses Areal im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer). Den Saalbau kaufte 1977 das Ehepaar Tiepelmann, das sich gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz um eine behutsame Sanierung der Anlage verdient gemacht hat. (Jens Friedhoff)


Die Gründung der Burg durch die Abtei Prüm an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert ist sehr wahrscheinlich

Bauentwicklung:

Da auf der Bertradaburg in Mürlenbach bislang weder bauhistorische Untersuchungen noch archäologische Grabungen stattgefunden haben und bislang auch keine Auswertung der Schriftquellen erfolgt ist, stützt sich der Datierungsansatz für die Gründung der Burg Ende des 13. Jahrhunderts vornehmlich auf Beobachtungen zur Baugestalt sowie archäologischer Einzelformen. Der Gründungsphase gehören der mächtige, aus einem von zwei starken Rundtürmen flankierte Mittelbau des Torhauses, die Ringmauer mit zwei Schalentürmen sowie die in einem neuzeitlichen Wohnbau aufgegangenen Reste des sich südlich an den Torbau anschließenden Saalbaus an. Bislang ungeklärt sind die baulichen Veränderungen, die unter Wilhelm von Manderscheid zu Beginn des 16. Jahrhunderts vorgenommen wurden. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um Baumaßnahmen im Bereich der Vorburg an der Nordseite des Burggeländes. Ihr Grundriss lässt sich jedoch nicht genau ermitteln.
Die mächtigen Geschützrondelle an der dem Berg zugewandten Angriffsseite der Burg Mürlenbach sowie ein zweiter Zugang zur Kernburg wurden Ende des 16. Jahrhunderts unter Kurtrier ausgeführt. Einen wichtigen Hinweis zur Datierung bietet der Schlussstein eines Torbogens mit dem Wappen des Trierer Erzbischofs Johann VIII. von Schönberg, der als Spolie in die Wand des neu aufgebauten Saalbaus integriert wurde. Vor 1683 setzte der Verfall der Burg ein. Einen erheblichen Substanzverlust brachte die in den 1870er Jahren erstellte Fahrstraße zur Burg, die die Sprengung des "dicken Turmes", eines frühneuzeitlichen Schalenturmes an der Westseite bedingte. Kleinere Ausbesserungen der Bausubstanz fanden 1906 statt. 1934 erfolgte der Einsturz des nördlichen Schalenturms und 1963 folgten Sicherungsarbeiten an der Ruine. 1991 ließ das Land Rheinland-Pfalz das ursprüngliche Torniveau freilegen und Doppeltürme sowie den Zwischenbau auf ihre mittelalterliche Höhe rekonstruieren. (Jens Friedhoff)


, während die beiden mächtigen Geschützrondelle an der dem Berg zugewandten Angriffsseite liegen, mit ziemlicher Sicherheit in das ausgehende 16. Jahrhundert datieren. Ein

Baubeschreibung:

Der Grundriss der auf einem Sporn über dem Kylltal oberhalb des Ortes Mürlenbach gelegenen Bertradaburg umschreibt ein unregelmäßiges Sechseck. Im Mittelalter erfolgte der Zugang zur Kernburg von der Ostseite durch den monumentalen dreiteiligen Torbau der Burg, der zugleich als Frontturm in die Ringmauer eingebunden ist. In der Frühen Neuzeit entstand ein zweiter Zugang an der Nordseite und in den 1870er Jahren wurde schließlich eine Fahrstraße zur Burg angelegt, der ein mächtiger Rundturm der Ringmauer, der sogenannte "Dicke Turm" zum Opfer fiel. Die Hauptburg nimmt eine Grundfläche von diagonalen Längen von ca. 50 bzw. 40 m ein. Nach Norden schließt sich die Vorburg an, deren genaue Grundrissgestalt jedoch nicht zu ermitteln ist.
Zu den bedeutendsten Bauten der Burgruine zählt das mächtige Doppelturmtor, das nach der Rekonstruktion der oberen Geschosse zu Beginn der 1990er Jahre eine Höhe von 30 Metern erreicht. Es handelt sich um eine dreiteilige Turmgruppe, bestehend aus zwei spitzbehelmten Rundtürmen, die den querrechteckigen Mittelbau um zwei Geschosse überragen. Im Erdgeschoss weisen die Türme Schlitzscharten mit dahinter gelegenen Schießkammern auf. Hofseitig ist die Fassade des Mittelbaus durch sich über zwei Geschosse erstreckende Eckquader aus Sandstein gegliedert. Datierungsrelevant sind u. a. die hofseitigen schmalen Fenster, die den Einfluss der Formensprache der sogenannten Trierer Fenster verraten. An der Feldseite befindet sich über dem rundbogigen Tor mit der Führungsschiene für ein Fallgatter die Kopie des "Grinbötschel", ein Sandsteinrelief, das dem Umfeld der Neidköpfe zur Abwehr böser oder der Bindung guter Kräfte zuzuordnen ist. Ferner wird die Fassade des Mittelbaus an der Feldseite durch einen großen Spitzbogen akzentuiert, der etwa einen Meter vor die Mauerflucht ragt. Hinter dem Spitzbogen befindet sich ein Wurfschacht. Das Innere des mächtigen Torturms, der deutliche Parallelen zur Toranlage der kurtrierischen Burg in Welschbillig aufweist, ist als Wohnturm konzipiert und könnte die Gemächer für den Abt von Prüm beherbergt haben. In den unteren Geschossen des Torbaus finden sich Gewölbe, während die oberen flachgedeckt sind. Das erste Obergeschoss enthält zwei repräsentative Räume und im Südturm die Kapelle. Bei dem Sakralraum handelt es sich um einen annähernd quadratischen Raum von 5 m Seitenlänge mit einer Altar-Mensa. Verputz und Farbigkeit wurden frei rekonstruiert.
Südlich schließt sich an den Torbau der in Resten erhaltene Saalbau an, der in einem frühneuzeitlichen Wohnhaus aufgegangen ist. Erhalten blieb der zweischiffige gratgewölbte Keller. Auf der dem Berg zugewandten West- und Südseite des Burgareals befinden sich die Reste von zwei hufeisenförmigen Rondellen, die in kurtrierischer Zeit Ende des 16. Jahrhunderts entstanden sind. (Jens Friedhoff)