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Saarbrücken

Geschichte:

Die Burg zu Saarbrücken gehört zu den ältesten Burganlagen des Saarlands. Erstmals urkundlich erwähnt wird sie im Jahre 999, als Kaiser Otto III. seinem Vetter zweiten Grades, Adalbero II., Bischof von Metz, das "Castel Sarabruca" schenkt. Um 1100 wurden die Grafen von Saarbrücken mit der Burg belehnt. Bei einer Fehde mit Kaiser Heinrich II. wurde die Burg Saarbrücken jedoch schon 1006 eingenommen und Bischof Dietrich verjagt. Als neuer Bischof von Metz wurde daraufhin Dietrich von Luxemburg, der Schwager des Kaisers, eingesetzt. Die nächste uns bekannte Urkunde berichtet davon, dass 1065 Herzog Friedrich von Niederlothringen Herr über die Burg war. Ihm folgte sein Bruder Adalbero III. von Metz. Kaiser Heinrich IV. geriet 1078 in Konflikt mit dem papsttreuen Metzer Bischof Hermann. Der Kaiser vertrieb den Bischof und setzte seinen Vertrauensmann Sigebert dort als Saargaugrafen ein. Die Saargaugrafen bildeten fortan das Haus Saarbrücken. Dies hielt an bis zum Jahre 1168: In diesem Jahr zerstörte Kaiser Friedrich I. die Burg Saarbrücken im Konflikt mit dem Grafenhaus. Kurz darauf ließ er sie wieder aufbauen und übertrug sie 1171 abermals dem Bischof von Metz. (Marc Holzheimer)

Die Dynastenfamilie der Grafen von Saarbrücken erlosch 1274 und ihr Erbe traten die Grafen von Commercy an. Als Herren der Grafschaft Saarbrücken folgten schließlich 1381 die Grafen aus der walramischen Linie des Hauses Nassau. In der Frühen Neuzeit diente Saarbrücken als Residenz der Grafen von Nassau-Saarbrücken. Die hochmittelalterliche Burg wurde mehrfach zerstört, jedoch immer wieder aufgebaut und schließlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Stil der Renaissance umgestaltet. An ihre Stelle trat schließlich 1738 bis 1748 der großzügige barocke Neubau des Architekten Joachim Stengel. Die baulichen Aktivitäten erstreckten sich nicht nur auf das Schloss sondern auf die gesamte Oberstadt Saarbrückens sowie den Ludwigsplatz mit der Ludwigskirche. Im Zuge der Expansion der französischen Revolutionstruppen büßte Saarbrücken seine Funktion als Residenz ein. Das Schloss wurde 1793 zerstört und zu Beginn des 19. Jahrhunderts vereinfacht wiederhergestellt. In der Folgezeit ging das Schloss in bürgerliche Hände über und diente Wohnzwecken. 1872 befand es sich im Besitz des Eisenhüttenbesitzers Karl Ferdinand Stumm und zwischen 1908 und 1920 erwarb der Landkreis Saarbrücken das Objekt. Das Schloss diente als Sitz der Kreisverwaltung. Nach einer umfassenden Sanierung und Neugestaltung in den 1980er Jahren beherbert Schloss Saarbrücken heute ein Kulturzentrum sowie verschiedene Verwaltungen. Teile der 2003 und 2007 archäologisch untersuchten Anlage - u. a. die Kasematten - sind öffentlich zugänglich und fungieren als Historisches Museum. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Zur Klärung der recht komplizierten baulichen Entwicklung der auf dem Saarfelsen über der Saar errichteten, 999 erstmals erwähnten Burganlagen trugen u. a. umfangreiche 2003 und 2007 erfolgte archäologische Grabungen bei. Die Bauentwicklung ist insbesondere durch die mehrfache Zerstörung der Anlage sowie nachfolgende Wiederaufbauten sowie bauliche Veränderungen geprägt. An die Stelle der hochmittelalterlichen Burg trat ein 1602 bis 1617 im Auftrag des Grafen Ludwig von Nassau-Saarbrücken von den Baumeistern Heinrich Kempter aus Vic sur Saille (Lothringen) und Jost Hoer aufgeführter Neubau im Stil der Renaissance, in dessen bauliches Gefüge der mittelalterliche Bergfried jedoch integriert wurde. Ein 1677 von Merian angefertigter Stich zeigt deutlich die bauliche Situation nach der Umgestaltung zu einer weitläufigen Anlage der Renaissance. Weitere bauliche Eingriffe, die vornehmlich auf die Modernisierung der fortifikatorischen Anlagen zielen, lassen sich für die Jahre 1531, 1563-69 und 1577 nachweisen. Den Zerstörungen durch französische Truppen im Zuge der Reunionskriege Ende des 17. Jahrhunderts folgte der Wiederaufbau durch Joseph C. Motte dit la Bonte, der 1696 Pläne vorlegte, die bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts realisiert werden konnten. 1738 bis 1748 wurde schließlich unter dem Architekten Friedrich Joachim Stengel ein großzügiger barocker Neubau errichtet, der 1793 der Zerstörung durch französische Revolutionstruppen zum Opfer fiel. Ab 1801 wurde der leicht veränderte Wiederaufbau des Schlosses unter dem Architekten Johann Adam Knipper eingeleitet. Der vollständig abgegangene barocke Mittelrisalit wurde 1872 durch einen zurückgesetzten Neubau nach Plänen von Hugo Dihm ersetzt. 1944 erlitt das Schloss Kriegsschäden und 1969 wurden gravierende bauliche Mängel festgestellt. Das heutige Erscheinungsbild des 1982 bis 1989 aufwändig sanierten Schlosses wird maßgeblich durch den in Anlehnung an das barocke Vorbild entstandenen "gläsernen" Mittelrisalit des Architekten Gottfried Böhm geprägt. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die genaue Beschreibung der alten Burg ist heute schwierig. Eine Skizze von Johann Andreaes ist hier die wichtigste Quelle: Die Burg bestand aus Haupt- und Vorburg mit Bollwerken, Graben und Mauern. In der Hauptburg standen ein Bergfried und ein großer Saalbau. Dazu kamen diverse Wirtschaftsgebäude, Ställe, eine Kapelle, Wohnstuben und Nutzräume. (Marc Holzheimer)

Das Saarbrücker Schloss liegt auf dem Saarfelsen und bildet den Mittelpunkt der alten Stadtkerns. Der modern überformte dreiflügelige Barockbau erhebst sich an der Stelle hochmittelalterlicher bzw. renaissancezeitlicher Vorgängeranlagen. Axial ist der Schlossplatz auf die ebenfalls barock überformte Stadt Saarbrücken mit dem Rathaus ausgerichtet. An de Rückseite des Schlosses schließt sich der in Resten erhaltene barocke Park an, bei dem es sich um einen weitläufigen Terrassengarten gehandelt hat. Dominiert wird der weitläufge dreiflügelige Baukörper von dem an der Stelle des barocken Vorgängerbaus in den 1980er Jahren nach Plänen des Architekten Gottfried Böhm aufgeführten modernen Mittelrisalit.
Eine recht zuverlässige Ansicht des vollständig barock überbauten renaissancezeitlichen Schlosses bietet die Ansicht von Matthäus Merian aus dem Jahr 1677. Sie zeigt eine vierflüglige Schlossanlage mit einem mächtigen, wohl im Kern mittelaltelichen Turm, dem ehem. Bergfried, über dessen Unterbau sich ein zweifach gestufter Aufsatzturm erhob. Die beeindruckenden Außenwerke weisen sowohl Bastionen als auch Rondelle auf. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Renaissancegarten und das mit vier schmalen Türmen versehene Lusthaus. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Umfangreiche archäologische Untersuchungen des Schlossberges erfolgten 2003 und 2007. (Jens Friedhoff)