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Papenburg bei Ilsede

Geschichte:

Nach Angaben im "Chronicon Hildesheimense" (Hildesheimische Bistumschronik 814 bis 1472) wurde die Papenburg 1291 unter Bischof Siegfried III. im Zuge langwieriger Fehden als Gegenburg zur direkt südlich gelegenen Burg Lauenthal ("Lowendal") errichtet, die im selben Jahr von den welfischen Herzögen Otto dem Strengen von Braunschweig-Lüneburg und Heinrich dem Wunderlichen von Braunschweig-Grubenhagen mitten im Hildesheimischen Amt Peine angelegt worden war. Noch im selben Jahr soll die Einnahme der Burg Lauenthal gelungen sein, woraufhin diese als Sühneleistung eingeebnet worden sein soll. Die funktionslos gewordene Papenburg soll hernach nicht weiter genutzt worden sein. Historischen Karten zufolge, vor allem laut der Flurkarte der Ölsburger Feldmark von W. D. Gerlach von 1770, scheint die Anlage aber noch lange in gutem Zustand geblieben zu sein. Die weitgehende Einebnung erfolgte schließlich im Zuge der Verkoppelung (nach 1854) und der Flussbegradigung der Fuhse. (Thomas Budde)

Bauentwicklung:

Die Anlage ist einphasig. (Thomas Budde)

Baubeschreibung:

Die Papenburg erscheint nach Ausweis historischer Karten, Luftbilder und der aufgenommenen Geländebefunde als rechteckige, westlich an den damals noch gewundenen Flusslauf der Fuhse grenzende Anlage mit ausgeprägtem Wasserburgcharakter von 140 Metern Länge. Abgesehen von der Flussseite war sie von zwei sehr breiten Wallgräben umgeben. Der recht geräumige Innenbereich ist in einen wohl podestartig erhöhten Innenhof im Norden und die quadratische Kernburg mit umgebendem Wall und Turmpodest im Süden - der Feindseite - untergliedert. Aufgrund der dunkleren Einfärbung auf der Gerlachschen Karte ist anzunehmen, dass Wall und Erdpodest der Kernburg höher angeschüttet waren. Da jegliche Hinweise auf einen Steinturm fehlen, dürfte dieser aus Holz gewesen sein, was auch dem temporären Charakter einer Belagerungsburg besser entspräche. Der Durchmesser der Kernburg betrug etwa 32,50 m, der des Turmpodestes 16 bis 17 m. Der Zugang mit vermutlichem Torhaus lag an der feindabgewandten Nordseite, geschützt durch die Fuhse und den Nebenbach Taube Riede und muss vermutlich über eine Zugbrücke erfolgt sein. Die wohl als Torhaus zu deutende Struktur erscheint auf der Gerlachschen Karte im Grundriss länglich-parallelogrammartig. Auf dem Luftbild sind zusätzlich am Nord- und Südrand zwei vorspringende Rundungen zu sehen. Auch in dem ehemaligen Wiesengelände war noch vor einigen Jahren an dieser Stelle ein entsprechendes Erdpodest erkennbar. Von diesem führte – im Osten durch die Fuhse geschützt – ein kurzer Damm zum Innenhof und – nach Unterbrechung – ein weiterer längerer Damm zur Kernburg. Die Dämme dürften als Zugänge zu deuten sein. An den Stellen der Unterbrechungen könnten weitere Brücken oder Zugbrücken gelegen haben. Die Tor- und Zugangssituation ist heute aufgrund der Überackerung der einstigen Wiese kaum mehr im Gelände nachvollziehbar. Die vorliegenden Rekonstruktionen der Papenburg von T. Budde und T. Küntzel weichen in Details voneinander ab, die nur durch Ausgrabungen zu klären wären. (Thomas Budde)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Anlage wurde erstmals im Frühjahr 2005 durch T. Budde nach Hinweis historischer Karten (Gerlachsche Karte der Feldmark Ölsburg von 1770) exakt im Gelände lokalisiert sowie die noch unter Acker und Wiese erkennbaren Spuren von Wällen, Erdpodesten und Dämmen beschrieben. Nachdem T. Budde auf einem Orthofoto der LGLN Hannover aussagekräftige Bewuchsanomalien auffielen, erfolgte eine genauere Aufnahme und eine Rekonstruktion auf Grundlage der historischen Kartenhinweise, des Luftbildes und der Geländebefunde. Bei der Einebnung der Papenburg sollen in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. ein paar verrostete eiserne Kugeln, Bruchstücke von Hufeisen und einzelne Scherben, sowie Kruzifixe und dergleichen Dinge gefunden worden sein. Da Feldbegehungen durch T. Budde im Jahre 2005 zwar vorgeschichtliche, aber so gut wie keine mittelalterlichen Keramikfunde erbrachten und auch spätere Begehungen mit dem Metalldetektor auf Initiative des NLD sowie weitere Begehungen durch Heimatforscher (mit Ausnahme eines möglichen eisernen Schwertklingenbruchstücks) unergiebig blieben, ist tatsächlich in Übereinstimmung mit der Schriftüberlieferung von einer nur kurzen Nutzung der Papenburg zur Belagerung der Burg Lauenthal auszugehen. (Thomas Budde)