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Sinsheim, Stiftsberg

Geschichte:

Das Kollegiatstift Sinsheim wurde um das Jahr 1000 durch den den Saliern nahestehenden Grafen Otto von Worms gegründet und etwa 100 Jahre später in ein Benediktinerkloster umgewandelt. Dieses wurde später in ein sogenanntes "Ritterstift" umgewandelt, das 1565 aufgehoben wurde. Eine Burg an der Stelle des späteren Klosters, die Literatur vermutete vereinzelt in der Vergangenheit sogar die Gaugrafenburg ebendort, wird in keiner einzigen Urkunde erwähnt. Die angebliche Gaugrafenburg wurde alternativ auch in der Wallanlage auf dem markanten "Heldenberg" südlich von Sinsheim, nahe der Autobahn, vermutet. Diese Wallanlage erwies sich jedoch inzwischen als vorgeschichtlich.
Tatsächlich gibt es Indizien, eine frühmittelalterliche Befestigung auf dem Stiftsberg annehmen zu dürfen:
a) Das Stift wurde in Höhenlage gegründet, abseits der fruchtbaren und wasserreichen Talniederung, in der später die Reichsstadt Sinsheim entstehen sollte. Dies ist ein charakteristisches Merkmal von Klöstern und Stiften, die in frühmittelalterlichen Burgen gegründet wurden. B) aus dem Stiftsbereich sind römische Funde bekannt. C) archäologische sind Bestattungen aus dem 9. und 10. Jahrhundert sowie Spuren einer Kirche nachgewiesen, die der Stiftsgründung vorausgingen. Ein förmlicher Beweis für die Existenz einer frühmittelalterlichen Burg auf dem heute so genannten Michaelsberg kann in diesen Indizien noch nicht gesehen werden. Dieser könnte nur durch die Archäologie erbracht werden.
Das Stift bzw. Kloster Sinsheim war in den Jahrhunderten seiner Existenz ebenfalls befestigt, wie an dem erhaltenen Torturm heute noch erkennbar ist. (Thomas Steinmetz).

Bauentwicklung:

Von der vermuteten Burg gibt es zwangsläufig keine baulichen Reste, von daher müssen Fragen der Bauentwicklung und architektonischen Gestalt offen bleiben. Der erhaltene Torturm gehört zur Befestigung des Stiftes bzw. Klosters und kann nicht mit der vermuteten Burg in Verbindung gebracht werden. In der frühen Neuzeit war die Anlage des Stiftes mit Sternschanzen umgeben, die durch Pläne überliefert sind. Offenbar hielt man den Stiftsberg bzw. Michaelsberg noch in der Neuzeit für fortifikatorisch hinreichend günstig. Der Torso der Klosterkirche wurde ab 2009 von modernen Einbauten befreit, die vormaligen Seitenschiffe durch moderne Anbauten in den mittelalterlichen Konturen wieder veranschaulicht. (Thomas Steinmetz).

Baubeschreibung:

Der Baukomplex des ehemaligen Stiftes beeindruckt bis heute durch seine exponierte Lage. Die Gebäude des 1565 aufgehobenen Stiftes sind jedoch nur teilweise erhalten. Größtes Interesse beansprucht die profanierte Klosterkirche aus der Zeit um 1100, von der nur das Mittelschiff erhalten ist. Der unten rechteckige, oben achteckige Turm der Kirche mit seinem charakteristischen Helm ist erst spätgotisch. Durch moderne Anbauten wurden in jüngster Zeit die abgegangenen Seitenschiffe der Klosterkirche wieder in ihren Konturen kenntlich gemacht. Der Dachstuhl der Kirche ist teilweise noch mittelalterlich und das das Jahr 1233 dendrodatiert. Mittelalterlich ist außerdem der massige Torturm, gedeckt von einem Zeltdach. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Untersuchungen im Bereich der profanierten Stiftskirche erbrachten wesentliche Indizien für eine frühmittelalterliche Befestigung als Vorgängerin des Stiftes. Deshalb erfolgte die Erfassung dieses Objektes.