EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Gieselwerder

Geschichte:

Die Burg war ursprünglich im Besitz der Grafen von Northeim. Zwischen 1093 und 1225 erscheinen in den Urkunden Grafen von Werder, die zwischen 1110 und 1162 als Amtsgrafen der Northeimer fungierten. Von den Grafen von Northeim gelangte die Burg an ihre Erben, die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1231 verkaufte ein Lehensmann die Burg widerrechtlich an den Mainzer Erzbischof Siegfried III. Zu deren Burgmannen gehörten die Grafen von Dassel, die Herren von Ziegenberg und die Herren von Schöneberg. 1257 erlangten die Herzöge von Braunschweig ihren Besitz zurück, da sich der in Gefangenschaft geratene Mainzer Erzbischof unter anderem durch den Verzicht auf die Burg freikaufte. Dennoch blieb die Burg umstritten. Erzbischof Gerhard erreichte durch Bestechung, dass zwei Ritter ihm die Burg auslieferten; sie wurde an seinen Verbündeten Otto von Waldeck übergeben. Der nun folgende Konflikt wurde 1303 in einem Vergleich gelöst, bei dem Otto von Waldeck noch sieben Jahre im Besitz der Burg bleiben durfte. Man einigte sich schließlich zwischen Mainz und Braunschweig auf eine Aufteilung der Herrschaft. Zwischen 1317 und 1453 war die Mainzer Hälfte der Burg an die Herren von Hardenberg verpfändet. 1380 erwarben diese auch die Pfandschaft über den braunschweigischen Teil, den Mainz 1434 von ihnen erwarb. 1462 verpfändete Mainz die Burg in Folge der Mainzer Stiftsfehde an Landgraf Ludwig II. von Hessen. Nachdem Mainz 1583 seine gesamten Besitzungen in dieser Gegend einschließlich der Burg an Hessen abgetreten hatte, wurde der Amtssitz auf die Sababurg verlegt und das Schloss in Gieselwerder verfiel langsam. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es stark beschädigt. Danach wurde auf seinen Trümmern ein Zollhaus errichtet, das 1914 durch ein Fachwerkgebäude ersetzt wurde, das heute als Rathaus dient. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die ursprüngliche Burg der Grafen von Northeim wurde nach dem Erwerb durch den Mainzer Erzbischof 1231erneuert oder umgebaut, da sie 1241 als "castrum novum" bezeichnet wurde. Zu Beginn des 14. Jhs. fanden unter der Pfandschaft der Herren von Hardenberg größere Baumaßnahmen statt, deren Kosten auf die Pfandsumme aufgeschlagen wurden. Nach einem Brand wurde die Burg 1459/60 wiederhergestellt. 1502 wurde nochmals eine größere Summe an der Burg verbaut, doch 1582 wird sie als baufällig beschrieben und fünf Jahre später abgebrochen. Das Rathausgebäude wurde im historisierenden Stil erst 1914 errichtet. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Ort wie Burg Gieselwerder lagen ursprünglich auf einer langschmalen Insel in der Weser, die erst im frühen 20. Jh. durch Trockenlegung des trennenden Kanals mit dem Festland verbunden wurde. Im südöstlich an den Burgbereich anschließenden Gartengelände ist der Verlauf des Weserarms noch als Mulde ablesbar.
Die ca. 40 x 20 m große Burg war von einer 2 m starken Ringmauer umgeben. Von ihr sind Teile zusammen mit einem gotischen Portal erhalten geblieben. Am Südwesteck befindet sich noch ein runder Wehrturm in der Umfassungsmauer. Um 1409 befanden sich laut einer Urkunde auf dem Burggelände drei feste Häuser, die Mainz, Braunschweig und den von Hardenberg zugeordnet waren, aber zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde alle den Hardenberg gehörten. Zudem wurden der "Rote Turm", der "Jungfrauenturm" und der Torturm aufgezählt. Das Hardenbergsche Haus war in zwei Bereiche aufgeteilt, dem "Vorderen Haus" mit der Küche und dem "Hinteren Haus" mit dem Backofen. Da bislang keine archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände stattgefunden haben, können zu Größe und Position dieser Bauten keine Angaben gemacht werden. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Lesefunde des 12./13. Jhs.