EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Zavelstein

Geschichte:

Schon 1220 als Zabelstein und 1284 als Zaphilstan erstmals genannt. Die Burg, später Zentrum einer Herrschaft, wohl von den Grafen von Vaihingen, einer Seitenlinie der Grafen von Calw, vielleicht schon im frühen 13. Jh. erbaut. Nach den Sindelfinger Annalen verstarb 1284 eine Gräfin von Zavelstein, Ehefrau eines Grafen Sigismund von Gavanbruoch (Zweibrücken?), in der man eine Tochter des Grafen Gottfried von Calw sieht. Im 13. Jh. ist auch eine nach der Burg benannte Ministerialenfamilie kurzzeitig greifbar, 1220 Albertus ... cellerarius und 1280 Richelin "Ritter". Weitere Belege für Personen, die sich nach der Burg benannten, gibt es nicht. Die Anlage gelangte über die Grafen von Berg-Schelklingen und die Tübinger Pfalzgrafen 1311 in den Besitz der Grafen von Württemberg. Diese verpfänden sie 1345 nochmals an die Tübinger. 1360 bis 1369 war Burg Zavelstein und Sindelfingen Leibgeding für Graf Gottfried von Tübingen und zugleich ein offenes Haus für die Grafen von Württemberg. 1367 bietet die Burg daher Graf Eberhard II von Württemberg und dessen Sohn Ulrich bei dem legendären Überfall in Wildbad Schutz. Die Anlage ist 1396 als Pfand in den Händen der von Straubenhardt und der von Gültlingen, aber wohl im 15. Jh. wieder ausgelöst. 1525 erheblicher Schaden durch die Bauern, doch kann Zavelstein der Belagerung trotzen. Die Siedlung wird 1342 als Städtlein und 1369 als Stadt genannt und durch Eberhard II. von Württemberg ummauert. 1461 eigenes Amt, doch zumeist weitgehend jenem in Calw unterstellt. Seit Ende 15. Jh. Pfarrort. 1554 ist die Burg Lehen von Oberjägermeister Jordan von Breitenbach. Nach dessen Tod 1593 kommt das Lehen an Daniel Bouwinghausen von Walmerode. 1616 von Herzog Johann Friedrich von Württemberg kommt das Mannlehen an Achill und Benjamin von Bouwinghausen (württ. Obrist und Kriegsrat), Enkel des bisherigen Inhabers. 1620 wird die Burg den beiden, vor dem Hintergrund von Pfandgeschäften zur Finanzierung des Ausbaus des Teinacher Bades durch die Württemberger, schließlich verkauft. 1635 Einquartierung kaiserlicher Truppen während des Aufenthalts Benjamin von Bouwinghausen in Stuttgart, wo er im gleichen Jahr an der Pest stirbt. 1692 wird die Burg mit ihrem Archiv durch französische Truppen zerstört. 1710 Verkauf an Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg. (Christoph Engels)

Bauentwicklung:

Die Burg wurde wohl von Vasallen der Grafen von Vaihingen (Calw) erbaut. Bergfried (frühes 13. Jh.), Ringmauer und die Kerne zweier Steinhäuser (3. Viertel 13. Jh.), wie auch die ev. Stadtkirche St. Georg, gehen noch auf diese erste Phase zurück. Ob der Zwinger ebenfalls schon in dieses Jh. datiert oder erst zusammen mit der Stadtmauer (2. H. 14.Jh.) entstand, ist unklar. Die genaue Bauabfolge des 14.-15. Jh., Umbau des Tores, Aufstockung der Gebäude, bleibt insgesamt unklar. Die häufigen Bewohner- und Besitzerwechsel führen bis zum Ende des 15. Jh. zu einem ruinösen Zustand. In der 1. H. 16. Jh. wehren sich die Zavelsteiner erfolgreich gegen die Wiederherstellung der Burg im Zuge des Frondienstes. Unter Jordan von Breitenbach Lockerung der Fron und 1554-89 Wiederherstellung der Burg. Erneuerungen unter Benjamin von Bouwinghausen ab 1620 inschriftlich und in den Quellen belegt. Dieser ließ die Anlage mit Hilfe Heinrich Schickhardts 1616-30 in ein Renaissanceschloss umwandeln. Parallel dazu Arbeiten desselben im nahen (Bad) Teinach für den Württemberger. 1692 durch französische Truppen zerstört und nicht wiederaufgebaut. Seit 1814 wird der Bergfried mit einem ebenerdigen Zugang erschlossen. Teile der Stadtmauer 1824 abgebrochen, deren Halsgraben erst 1961 zugeschüttet, doch 1983/84 sowie 1989-92 Stadtmauer und Burg durch Bürgerinitiative und die Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins gesichert. Gute Beschilderung vor Ort. Die Burg wird seit den 1930er-Jahren vom Schwarzwaldverein betreut. (Christoph Engels)

Baubeschreibung:

Gegen die Höhe bzw. das angrenzende Städtchen durch zwei Halsgräben gesichert. Zugang von der Stadt her über die Gräben, durch die Vorburg und am Bergfried vorbei durch ein Tor in der Nordostecke. Äußerer 15 m breiter Kastengraben von noch 5 m Tiefe, im westlichen Teil heute Spielplatz des Kindergartens. Dann die „zwingerartige“ Vorburg von 20 auf 45 m. Der Hauptgraben von 12 m Breite, ist noch 2-3 m tief und heute zur Hälfte verfüllt. Gerade der Torbereich zählt zu den am stärksten und wiederholt umgestalteten Bereichen der Burg. Das Burgareal von 90 auf 50 m wird von einer polygonalen Ringmauer von 1,8 m Dicke und einer Resthöhe von 11 m umgeben. Diese steht nicht im Verbund mit dem Bergfried, weist nur an den Ecken Buckelquader auf und trug wohl eine Brustwehr mit Zinnen (3/4 13. Jh.). Beeindruckend ist der noch ca. 28-30 m hohe, aus Buckelquadern (1. H. 13. Jh.) erbaute, Bergfried mit einer Seitenlänge von 8,8 m und 2,2-2,9 m Mauerstärke. Rundbogiger Eingang in 13 m Höhe. Ehemals in 7 Geschosse mittels Holzdecken geteilt (Balkenlöcher, vgl. Bad Liebenzell). Das Tonnengewölbe des obersten und die von hier zur Plattform in der Mauer führende Wendeltreppe, wie auch die ganze Gestaltung der Plattform wohl vom Umbau 1624. In der Südostecke der Anlage die Ruine des zweigeschossigen, unterkellerten mittelalterlichen Palas (Alter Bau, 12x16 m). Ein weiteres Steingebäude in der Südwestecke. Heinrich Schickhardt schafft von diesem bis zur Toranlage einen einheitlichen Baukörper von 23 m Höhe, der die ganze Breite der Seite zur Stadt einnimmt. Wohl in einem zweiten Bauabschnitt wurde der Rechteckturm in der Südwestecke des Zwingers aufgestockt und die Fassade durch einen zweiten, ohne erkennbare Funktion, symmetrisch gestaltet. Der Bergfried ragte nur mit seinem oberen Drittel aus dem dreistöckigen Renaissancebau hinaus und verbarg sich auf der Seite zum Hof hinter steinernen, zweistöckigen Arkaden. Entsprechende Abarbeitungen der Buckelquader lassen sich vor Ort beobachten. Die Arkaden wurden hinter der nördlichen Ringmauer in Holz bis zum Alten Bau weiterführt und von einem ebenfalls hölzernen Wendetreppenturm erschlossen. Westlich des Alten Baus wurde ein Küchenbau aufgeführt. In diesem Zug auch Neubauten in der Vorburg von 17 auf 45 m, darunter die Wohnung des Burgvogtes und Wirtschaftsgebäude. (Christoph Engels)

Arch-Untersuchung/Funde:

Konrad Albert Koch war 1926 in Zavelstein tätig. 1991-92 erfolgten Freilegungsarbeiten im Grabenbereich und die Sicherung der Stadtmauer.