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Calw

Geschichte:

Die Grafen von Calw sind erstmals für die Jahre 1037 (Kalewa, umstritten) und 1075 (Chalawa) belegt. Damit ist in Calw, der Name soll eine kahle Stelle im Wald bezeichnen, der Sitz einer gräflichen Familie (= Burg) für die 1. H. 11 Jh. erschließbar. Dieser Burg und der durch sie architektonisch manifestierten Herrschaft den Charakter einer Vogtsburg für Kloster Hirsau zuzuschreiben und so womöglich sogar deren Anfänge bis in karolingische Zeit zurückzuschieben, kann derzeit weder an archäologischen noch an schriftlichen Quellen direkt belegt werden. Die Existenz einer monastischen Einrichtung zur Karolingerzeit in Hirsau ist allein kein Beweis für alle Aspekte der späteren Gründungstraditionen und dynastischer Spekulationen. Bei den Grafen von Calw handelt es sich, zu ihrer Zeit, um zweifelsfrei eine der mächtigsten und angesehensten Familien der Region, Gründer (Aldalbert II) der Klöster Sindelfingen und Hirsau, wobei nicht alle Fragen um deren Übersiedlung von Sindelfingen (keine Burg nachweisbar) nach Calw sowie der zeitnahen Kloster- bzw. Stiftgründungen geklärt sind. Sie waren über die Grafen von Egisheim (Elsass) verwandt mit Papst Leo IX. Graf Gottfried war Vertrauter und Berater Kaiser Heinrichs V. und stieg zum rheinischen Pfalzgrafen auf (Vertrag von Sutri/Wormser Konkordat). Gottfrieds Besitz fiel über seine Tochter Uta großenteils an die Welfen. Gottfrieds Neffe Adalbert IV. führte eine militärische Auseinandersetzung um das Erbe gegen die Welfen und bekam schließlich Burg Calw und einige Dörfer als welfisches Lehen. Die Familie verzweigte sich im späten 12. Jh. in die Linien von Calw, von Löwenstein und schließlich von Vaihingen (Enz). Der Calwer Zweig starb 1260 in männlicher Linie aus. Das Erbe traten die Grafen von Berg-Schelklingen und die Pfalzgrafen von Tübingen an. Während die Berger Hälfte schon 1308 an Württemberg kam, geschah dies mit der anderen über die Grafen von Zweibrücken erst 1345. Daneben bestand bis ins 14. Jh. ein ebenfalls nach dem Ort benanntes, mit jenen von Liebenzell und von Waldeck eng verwandtes Ministerialengeschlecht der Grafen. Die Stadtgründung erfolgte wohl um 1250 (1277 civitas). Der Burgweiler blieb wohl in Gestalt einer Vorstadt erhalten. Die Stadt wurde so im 14. Jh. württembergische Amtsstadt (Rathausneubau 1454). Zerstörungen erlitt die Siedlung 1634 von kaiserlichen Truppen, 1692 von den Franzosen. Das Stadtbild prägen die Bauten des Wiederaufbaus aus dem 18. Jh. (Christoph Engels)

Ein großzügig geplanter Renaissanceschlossbau zu Calw anstelle der Burg zu Beignn des 17. Jahrhunderts kam übe die baulichen Anfänge nicht hinaus. Für die Entwicklung des frühneuzeitlichen Schlossbaus in Württemberg sind vor allem die von dem Baumeister Heinrich Schickhardt angefertigten Pläne von Interesse. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Über die frühe Baugeschichte ist mangels Quellen nichts Sicheres bekannt. Die Burg, weder von den Welfen 1132/33 noch im Bauernkrieg eingenommen, soll seit 1550 nicht mehr bewacht worden sein und zerfiel daraufhin. 1602/06 wurden auf Veranlassung Herzog Friedrichs die Reste abgetragen. Ein großer, herausragender Schlossneubau, ein Vierflügelbau von 110 auf 80 m Fläche, nach Plänen Heinrich Schickhardts, kam aber nicht zur Vollendung. Nur die Stützmauern wurden fertiggestellt. Dessen Material wurde wiederum dann in der Stadt für den Wiederaufbau nach den Zerstörungen im 17. Jh. verwendet. 1878 Bau eines Gebäudes der Militärverwaltung, in den 1920er-Jahren Zollamt und Frauenarbeitsschule, bis 1945 Wehrbezirkskommando, heute Polizeidienststelle. (Christoph Engels)

Baubeschreibung:

Über das Aussehen der Burg ist wenig bekannt. Allein Martin Crusius (1526-1607) liefert spärliche Angaben. Die von einem Zwinger gesicherte Anlage hatte 4 Türme (Pfaffen- und Kesselturm namentlich bekannt). Sie wird als nicht besonders groß, doch wehrhaft charakterisiert. Die Wohnbereiche werden auf der östlichen, der Nagold zugewandten Seite angenommen. (Christoph Engels)

Bei dem zu Beginn des 17. Jahrhunderts geplanten, jedoch nicht ausgeführten Schlossneubau nach Plänen des Architekten Heinrich Schickhardt handelte es sich um einen projektierten großzügigen Vierflügelbau, dessen Gebäude sich um einen rechteckigen Schlosshof gruppierten. An den Gebäudeecken waren pavillonartige Türme mit Renaissancegiebeln und Eckerkern vorgesehen. Im Innenhof sollten in den Gebäudeecken vier runde Treppentürme entstehen. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Konrad Albert Koch befasste sich im Auftrag der Stadt mit der Stadtmauer, nicht mit der Burg.