EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Aichelberg

Geschichte:

Aichelberg ist eine Höhenburg auf dem Albtrauf, dem Steilabfall der Schwäbischen Alb zum Albvorland. Wie für benachbarte Höhenburgen in dieser besonderen Lage wie die Teck oder die Limburg wird für Aichelberg eine hochadlige Gründung als Stammburg angenommen. Entsprechend gilt als indirekter Erstbeleg die Nennung eines Grafengeschlechts nach Aichelberg um 1220. Das bisherige archäologische Fundgut legt keine erheblich ältere Anlage nahe. Zu den frühen Anfängen der Grafen und der Burg liegen wenige Quellen vor und die historischen Darstellungen basieren vorrangig auf Besitz- und (Leit-)Namensforschung. Da ebenso archäologische Forschungen fehlen, bleibt die Geschichte der Burg und ihrer Bewohner zwangsläufig lückenhaft:
Vermutlich entstammen die Aichelberger einem Grafengeschlecht, welches schon ab 1193, damals noch benannt nach der Burg Körsch bei Deizisau im Landkreis Esslingen, belegt ist. Sie sind womöglich eine Nebenlinie der Grafen von Berg, welche im 12. Jahrhundert Konnubium sowohl mit den Zähringern als auch den Staufern teilten. Anfang des 12. Jahrhunderts gelangte die ehemals zähringische Herrschaft Aichelberg durch Heirat an die Grafen von Berg. Nach einer Teilung des Familienbesitzes vor 1200 wurde die Burg Aichelberg von Graf Diepold von Körsch errichtet oder übernommen. In der Literatur wird daher spätestens 1220 als Bauzeit angenommen.
Im 13. Jahrhundert besaßen die Grafen von Aichelberg eine (über-)regionale Machtstellung: Mehrfach sind sie am staufischen Königshof belegt und es bestanden Heiratsbeziehungen zu den Hochadeligen der Region wie den Spitzenberg, Teck oder Zollern. Der umfangreiche Besitz der Aichelberger erstreckte sich von Neidlingen bis Uhingen oder Wendlingen. Ihr lokaler Einfluss zeigt sich beispielsweise an der Erhebung Wendlingens zu Stadt durch Egeno von Aichelberg im Jahr 1230. Zudem errichteten die Aichelberger weitere Burgen wie die Merkenberg bei Neidlingen.
Eine Teilung der Herrschaftsgebiete Anfang des 14. Jahrhunderts gilt als Beginn des Niedergangs des Geschlechts. Weitere Gründe waren die Auseinandersetzungen mit den territorialen Konkurrenten, wie den Württembergern, und die Beteiligung am Thronstreit Friedrichs von Habsburg und Ludwigs des Bayern (1314-1325) auf der Seite des habsburgischen Verlierers. Ohne Belege ist nur zu vermuten, dass es in dieser Zeit in der Herrschaft Aichelberg zu Verwüstungen kam und die Burg eine militärische Rolle spielte. Ab 1318 und spätestens 1330 belegen Verpfändungen und Verkäufe den Verlust der Machtstellung der Grafen: Die Burg Aichelberg ging 1330 an die Grafen von Kirchheim und wurde dann 1334 zusammen mit der Stadt Weilheim an Ulrich III. von Württemberg verkauft. In kurzer Zeit übernahmen die Württemberger fast den gesamten Besitz der Aichelberger und konnten so ihre regionale Machtstellung festigen. Die Aichelberger dagegen verloren zunehmend an politischer wie sozialer Bedeutung: Im 15. Jahrhundert verschwindet sogar der Grafentitel aus den Quellen und bald darauf starb das Geschlecht aus.
Die Burg war von nun an württembergischer Besitz und wird im Vertrag der Württembergischen Teilung von 1442, dem sogenanntem Nürtinger Vertrag, als ein "berggsloss" aufgeführt. Ansässig waren dort Dienstleute der Grafen und späteren Herzöge. Der Rang der Verwalter zeugt von der Repräsentativität der Anlage: Nachdem Graf Ludwig von Helfenstein 1446 einen Drittel seines Hauptwohnsitzes, der Hiltenburg, an Württemberg verpfändete, residierte er als Dienstmann auf der Burg Aichelberg. In der Folge ist ein bis 1465 andauernder Streit um Dienste, Schloss und Sitz belegt. Ab 1466 war die Burg mit Zubehör als Pfandschaft vergeben an Wilhelm vom Zillenhart, einem Angehörigen eines regionalen Niederadelsgeschlechts, als deren Stammsitz die gleichnamige Burg bei Ursenwang im Landkreis Göppingen angenommen wird. Im gleichen Jahr erlaubte ihm Graf Ulrich V. von Württemberg 1466, in Aichelberg 500 Gulden zu verbauen - ein Indiz dafür, dass die Anlage beständig umgebaut und den Bedürfnissen angepasst wurde. 1470 wurde Wilhelm Besitzer der Burg: Die Grafen Ulrich V. und Eberhard V. verkauften ihm "Sloss Aichelberg mit dem berg darby gnant der thumberg" mit einigen Dörfern, u.a. der Burgsiedlung. Die Burg muss eine besondere Bedeutung für den Niederadligen gehabt haben, denn um 1478 ist er als "Ritter zu Aichelberg" belegt. Die Zillenharter Zeit in Aichelberg war jedoch nur eine kurze Episode: Schon kurze Zeit später - womöglich in Zusammenhang mit dem Ende der Württembergischen Teilung - wurde die Burg wieder von den Landesherren gelöst.
Das zur Burg gehörige Dorf wurde 1519 im Zuge der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg durch Truppen des Schwäbischen Bundes geplündert und zerstört. Die Burg blieb vermutlich erst verschont, wurde dann aber 1525 von aufständischen Bauern zerstört. Bereits 1580 findet sich die Bezeichnung "Burgstall" in den Quellen. (Jonas Froehlich)

Bauentwicklung:

Aufgrund des Zerstörungsgrades sowie fehlender Schriftquellen und archäologischer Untersuchungen sind konkrete Angaben zum Baubestand nicht möglich. Die wenigen Keramikfunde entsprechen der bisherigen historischen Erstdatierung ins späte 12. bzw. frühe 13. Jahrhundert. Offen ist, ob die Burg Aichelberg oder die nahgelegenen Befestigungen auf dem Turmberg zuerst bestanden. Auf jeden Fall existierte eine enge Verbindung dieser Anlagen. Die lange Nutzung und Bedeutung der Burg Aichelberg als Dynasten-, bzw. Dienstmannensitz selbst gräflicher Herren legt eine repräsentative Anlage und ständige bauliche Anpassungen nahe. Nach den Zerstörungen Anfang des 16. Jahrhunderts ist die Burg schon bald nur noch als "Burgstall" benannt und wurde in ihrer Substanz sicher durch Materialraub reduziert. Beispielsweise wurde in den 1590er Jahren Material zum Bau des Badhauses Bad Boll abgetragen. Eine Ulmische Landtafel, welche vor dem 29. April 1560 entstanden ist, zeigt eine kompakte Anlage mit einem möglichen Turmrest und dem Schrägdach eines größeren Wohngebäudes - wobei zu fragen ist, inwieweit die Darstellung individuellen und nicht nur prototypischen Charakter aufweist. Eine Abbildung der Burg im Forstlagerbuch Andreas Kiesers von 1683 zeigt nur noch den Bering sowie einen Turmrest. (Jonas Froehlich)

Baubeschreibung:

Die Burg Aichelberg erhob sich auf dem gleichnamigen Berg, einem ehemaligen Vulkanschlot, der der Schwäbischen Alb vorgelagert ist. Oberhalb der Burg erhebt sich der Turmberg, der die Überreste zweier Befestigungen trägt, die vermutlich dem Schutz der Grafenburg dienten. Das Gelände der Burgstelle auf dem Aichelberg ist an drei Seiten von natürlichen Hängen umgeben. Der Sattel im Süden Richtung dem höhergelegenen Terrain ist durch zwei Gräben geschützt. Der Forschungsstand ermöglicht keine Rekonstruktion des Baubestandes. Frühneuzeitliche Darstellungen könnten einen Bering sowie ein großes Wohngebäude und einen Turm vermuten lassen. Die Topografie des Geländes lässt zudem die Existenz einer Vorburg mit Zwinger zu. Der ehemalige Zugang zur Burg erfolgte wahrscheinlich über den Sattel zwischen dem Aichelberg und dem Turmberg. (Jonas Froehlich)

Arch-Untersuchung/Funde:

Lesefunde: u.a. Keramik