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Landsöhr

Geschichte:

Auf einem Sporn des Kornberges südöstlich von Bad Boll erhob sich einst eine Burg über das Vorland der Schwäbischen Alb. Die Höhenburg nennt man nach der Bergzunge Landsöhr oder Landseer und seit dem 19. Jahrhundert nach der vermuteten Bewohnerin Berta, Gräfin von Elchingen, auch Bertaburg.
Von der ehemaligen Anlage zeugen heute nur noch Gräben im Gelände und keinerlei Mauerreste. Über den Baubestand ist daher ebenso wenig bekannt wie über die Besitzgeschichte: Einen Ursprung vermutete man in der älteren Forschung - wie für viele Anlagen der Region - in keltischer Zeit. Wahrscheinlich ist eine Erbauung der Anlage im 12. Jahrhundert: Als indirekter Erstbeleg gilt das Auftreten eines möglichen Adelsgeschlechts von Boll im 13. Jahrhundert, wobei die Zuordnung durch mehrere ähnlich klingender Orte in der Region erschwert ist: 1243 ist erstmals ein "Al. de Bolle" belegt, der gelegentlich als Burgbesitzer gilt, womöglich aber nach dem Sauldorfer Ortsteil Boll im Landkreis Sigmaringen benannt ist. Wahrscheinlicher ist eine Benennung nach Bad Boll bei "Albertus dictus de Bolle", der 1269 als Zeuge einer Stiftungsurkunde für Bebenhausen auftritt. Nicht genau zuordbar ist dagegen der 1299 bürgende "her Peter von Bolle ain ritter". Aufgrund des Auftretens zweier Brüder von Boll als Zeugen der Herzöge von Teck 1303 nimmt man für die Herren von Boll eine Zugehörigkeit zur teckschen Dienstmannschaft an - und vermutet einen Sitz auf dem Maierhof im Ort und nicht auf der Burg. 1321 ging der Ort Bad Boll von den Herren von Teck in württembergischen Besitz über. Die Burg selbst tritt in der schriftlichen Überlieferung in dieser Zeit nicht auf, bis sie 1535 als abgegangen bezeichnet wird.
Bekanntheit erlangte die Anlage auf dem Landsöhr durch die Annahme, Berta, vermutete Tochter des Herzogs Friedrich I. von Staufen und der Salierin Agnes, hätte hier nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns Graf Heinrich II. von Berg im Jahr 1138 ihren Witwensitz bezogen. 1142 muss sie bereits verstorben sein. Ihre Person und ihr Aufenthalt werden seit der Frühen Neuzeit bis heute nicht nur in der heimatkundlichen Literatur ausgeschmückt: So soll die religiöse und karitativ tätige Fürstentochter beispielsweise die Bertaburg abgerissen haben, um eine neue Stiftskirche in Bad Boll zu errichten. Dort soll sie begraben sein. Neuere Forschung widerlegen diese Thesen und Legenden: Bertas Herkunft ist unbekannt; die Abstammung von den Staufern spekulativ. Ebenso sind die als Totenschilde bekannten Tafeln, welche in der Stiftskirche an Berta und ihre Ehemänner erinnern, Zeugnisse eines intensivierten Gedenkens Anfang des 16. Jahrhunderts und ohne Quellenwert für die frühere Zeit. (Jonas Froehlich)

Bauentwicklung:

Aufgrund des Fehlens archäologischer Forschungen und einer sicheren schriftlichen Überlieferung kann ein Bestehen als Höhenburg im 12. und 13. Jahrhundert nur vermutet werden. (Jonas Froehlich)

Baubeschreibung:

Der Burgplatz liegt auf einem langen und flachen Höhensporn. Erkennbar sind zwei Gräben, welche die Anlage in Kernburg (Länge ca. 62m) und Vorburg (Länge ca. 60m) strukturieren. Zum Spornende ist zudem eine Sicherung durch einen weiteren Graben und flachen Wall erkennbar. Steinerne Baureste sind obertägig nicht vorhanden. (Jonas Froehlich)